Text von Robert Klein aus dem 1990 erschienen "Asbach-Buch" der Ortsgemeinde
Die Ütgenbacher Kapelle und die heute noch gut zu erkennenden Reste der alten Wallanlage sind Zeugnisse des geschichtlichen Bodens. Auf einem Erdhügel von etwa 20 m Durchmesser und 4 m Höhe wird wohl einst das Wohnhaus eines altadeligen Geschlechts der Edelherren von Oytginbach, oder Oytgenbach, später Ütgenbach, gestanden haben, wovon der Ort auch seinen Namen erhielt.
Der um die Anlage verlaufede kreisrunde Wassergraben ist von einem 12 m breiten und 4 m hohen Außenwall umgeben. Der Durchmesser des Außenwalls beträgt bis zu 55 m und ist an zwei Stellen durchbrochen. Eine solche Wallanlage nennt man "Motte".
Bei Renovierungsarbeiten an der Kapelle fand man unter dem Fußboden Balkenreste, die auf das Vorhandensein einer früheren Holzkirche schließen lassen. Die Ütgenbacher Kirche wird erstmals 1216 urkundlich erwähnt. Der Chorraum der heutigen Kapelle entstand etwa um 1500. Die Kirche hatte zwei Sakramentshäuschen, eines im Chor und eines im Langhaus.
Im Glockenturm hängen heute noch zwei Glocken, die ältere aus dem Jahr 1299 und die zweite von 1619. Die heutige Kapelle hat einen Innenraum von 9,70 m Länge und eine Breite von 6,55 m.
Die Ütgenbacher Kapelle ist dem hl. Florinus geweiht. In frühester Zeit führten Lichtwege (Leichenwege) aus verschiedenen Richtungen nach Ütgenbach. Die Ütgenbacher Kirche muß zu einer der ältesten Kirchen des vorderen Westerwaldes gerechnet werden.
Als die Herrn von Ütgenbach 1330 in die neu erbaute Burg nach Ehrenstein umzogen, kam Ütgenbach an die Pfarrkirche nach Asbach.
Ein Gut Ütgenbach wird erstmals 1151 erwähnt. 1499 stifteten Ritter Bertram von Nesselrode und seine Frau Margarethe von Bourscheid ein Spital in Ütgenbach für 5 arme Leute aus dieser Gegend. Die Leitung des Spitals wurde bald dem Kloster Ehrenstein übertragen.
Nach 1626 wurde das Spital ganz nach Ehrenstein verlegt und später dem Hospital in Asbach angegliedert. Die Stiftung hat sich bis heute in der "Ehrensteiner Armenstiftung" erhalten.
Der Hof Ütgenbach bestand bis etwa 1850. Aus jener Zeit ist uns eine große Hungersnot bekannt. Selbst die Bauern mußten hungern. In dieser Zeit wurden auch die beiden letzten noch in Ütgenbach stehenden Fachwerkhäuser abgerissen und in Asbach neu aufgebaut. Damit hatte der Ort Ütgenbach aufgehört zu bestehen.
Auf dem Gelände wurden Fichten angepflanzt. Heute steht nur noch die Kapelle als stummer Zeuge der Geschichte einsam im Wald. In ihr werden von der Pfarrei Asbach aus von Zeit zu Zeit Gottesdienste und Andachten gefeiert.